Tatsächlich waren es aber dann nicht gefiederte Kreaturen, sondern drei Männer, die am 21. August 1869 die erste Ersteigung der höchsten unter den Drei Zinnen für sich verbuchten: Der Wiener Paul Grohmann und die beiden einheimischen Bergführer Franz Innerkofler und Peter Salcher. Der Anblick dieses Berges aus der Ferne anlässlich seiner Erstbesteigungen der Dreischusterspitze und des Langkofels habe Grohmann dazu gerufen.
Über die Große Zinne notiert er: „Es ist unmöglich, unseren Weg genau zu beschreiben. Die Verhältnisse sind bei solchen Kletterparthien zu wenig gross, um, wie dies bei Gletscherparthien der Fall, durch eingehendere Beschreibung besonders deutlich gemacht werden zu können. Hier muss der mehr oder minder entwickelte Berginstinkt, das geübte Auge immer und immer wieder entscheiden. Bald geht es über steile Wandeln, dann wieder durch rauchfangartige Spalten in dem wilden Gemäuer, bald rechts, bald links aufwärts, aber im Ganzen doch eigentlich ohne Gefahr, wirklich besser, als ich erwartet hatte, wenngleich wir natürlich viel kostbare Zeit mit Untersuchung des Terrains verloren.“ In weniger als drei Stunden ist ihnen die Besteigung über den heutigen Normalweg gelungen. Dass es bereits bei diesem ersten Versuch klappte, ist wohl den Erkundungen zu verdanken, die Franz Innerkofler schon früher durchgeführt hatte.
Anna Ploner war die erste Frau, die 1874 von diesem Gipfel ins Tal sehen konnte. Die Bezwingung der steilen, rund 500 Meter hohen und für unmöglich gehaltenen, Riesenmauer der Nordwand hingegen glückte erst 1933 den Alpinisten Emilio Comici und den Brüdern Giovanni und Angelo Dimai. Nach seiner Alleinbegehung dieser Wand im Jahr 1937 habe Comici angeblich gesagt: „So viele Haken, arme Nordwand.“ Die in direkter Linie durch die Nordwand führende Route, welche im Sommer 1958 von Dietrich Hasse, Lothar Brandler, Jörg Lehne und Sigi Löw erstbegangen und deswegen auch Hasse-Brandler genannt wurde, galt damals als schwerste Felskletterei der gesamten Alpen. Mit deren Free-Solo-Begehung machten 2002 wieder einmal die sogenannten „Huberbuam“ (Alexander) von sich reden.