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Hochzeitsjubiläum, Geburtstag, Kirchtag oder Erntedank, Theaterpremiere oder Festtagskonzert der Musikkapelle: Immer, wenn es in Sexten feierlich zugeht, sind sie ganz vorne am Buffet mit dabei – die Niggilan! Handtellergroße Krapfen aus Hefeteig mit leichter Anis-Note und einem Tröpfchen Grappa, die im heißen Fett ausgebacken werden. Nur echt in der traditionellen Planschbecken-Form: flach und rund, mit luftig-weichem, zart gebräuntem Rand und knuspriger Mitte. Nicht zu süß dürfen sie sein – und auf keinen Fall zu viel Backfett ziehen! Das weiß jeder. Und natürlich auch, bei wem im Dorf die Niggilan besonders gut schmecken. Über die Jahrhunderte hinter vorgehaltener Schürze von Mutter zu Tochter weitergegeben, schwört nämlich jede Niggile-Bäckerin auf ihre eigenen, über Generationen erprobten Tricks und Kniffe: Vom Löffelschwung beim Schlagen des duftenden aber widerspenstigen Hefeteigs bis hin zu Großmutters gusseisernen Fettpfanne, die nur zum Ausbacken der Niggilan aus dem Keller geholt wird. Und dann? Ja, dann heißt es beherzt zubeißen. Spätestens hier zeigt sich ein kleiner Unterschied zu anderen Gegenden des Pustertals, wo das Niggile traditionell mit Honigtunke oder Marmelade bestrichen wird. Nicht so in Sexten! Hier genießt man den Feiertags-Snack pur. Mit einem Glas Rotwein.