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Stolz thront das Felsmassiv über Sexten, begeistert Panoramafans und lässt Bergsteiger demütig werden. Viele namhafte Alpinisten haben den turmzersplitterten Riesen seit den Erstbesteigungen in den Sextner Dolomiten Mitte des 19. Jahrhunderts ins Auge gefasst, mögliche Besteigungsrouten erkundet – und mussten sich geschlagen geben. Erst im Jahr 1874 gelang das Unfassbare. Aus purer Freude am Bergsteigen – und vielleicht auch aus einem gewissen Heimatstolz und Sextner Sturheit heraus, wagten der berühmte Dolomitenkönig Michl Innerkofler und sein Bruder Hans, besser bekannt als „Gamsmandl“, den Aufstieg durch die 55 Grad steile, steinschlaggefährdete Eisrinne an der Südwestseite des Kolosses. Mit Erfolg! Am Vormittag des 27. September 1874 reichten sich die Brüder am Gipfel des Zwölfers die Hand und errichteten gemeinsam das obligatorische Steinmandl zum Zeichen der gelungenen Erstbesteigung. Welche Herausforderung dieses Abenteuer war, beweist der nicht ganz genderkorrekte Kommentar von Michl Innerkofler, der die Dreischusterspitze im Vergleich als „Weiberberg“ bezeichnete – auch das einer der gefürchteten Gipfel der Sextner Dolomiten. Und auch wenn später Stufen in die Eisrinne geschlagen wurden, gilt die spektakuläre Erstbesteigungsroute bis heute nicht als Normalweg zum Gipfel.
Das 150-jährige Jubiläum der spektakulären Zwölfer-Erstbesteigung wird in Sexten mit zahlreichen Events und spannenden Projekten gefeiert.