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High ist das neue Nachhaltig. Oder: wie Hanf ins Wohnzimmer kommt.
Johannes Kiniger war schon immer ein Tüftler. Einer, der anpackt und nach Lösungen sucht, der es besser machen will. Seine Idee: Designerlampen aus Abfällen zu fertigen. Soweit nichts Neues – Upcycling ist ja gerade voll im Trend. Was hingegen schon eher überrascht, ist die Art der Abfälle, die der junge Sextner in seiner Werksatt – einer alten Schupfe in Sexten – in Designerstücke mit grünem Gewissen ummodelt und unter dem Label High Society international erfolgreich verkauft. Es sind die Reste von psychoaktiven Kulturpflanzen. Ja, richtig gelesen! Johannes Kiniger arbeitet mit den Abfällen, die bei der Produktion von Hanfprodukten, Wein, Kaffee, Bier und Tabakwaren anfallen. Damit legt er ganz bewusst den Finger in eine soziale Wunde unserer highen Society. Er will zum Nachdenken und Diskutieren anregen, indem er vermeintlich tabuisierte Rohstoffe und Produktionsreste in einen ganz neuen Kontext stellt: als stylische Leuchte mitten ins Wohnzimmer, etwa. Hinschauen erwünscht! Dabei geht es aber um viel mehr. Um die Rehabilitation von uralten heimischen Nutzpflanzen, um Aufklärung und um die Suche nach wirklich nachhaltigen Lösungen für vielseitig einsetzbare Materialien. Johannes Kiniger baut selbst die alte, heimische Sorte des Carmagnola-Hanf in Sexten an und gewinnt daraus hochwertiges ätherisches Hanföl. Die Reste der Pflanze finden ihre letzte Bestimmung dann als Lampenschirm. Mittlerweile gibt es zwei Serien, in deren Herstellung auch Abfälle der Bierproduktion und von lokalen Brauereien verwertet werden. Alle Stücke haben Eines gemeinsam: sie sind grün – im wahrsten Sinne des Wortes! – und hinterlassen keine Spuren, wenn sie irgendwann nicht mehr gebraucht werden. Und um den Kreis endgültig zu schließen, fließt ein Teil des Gewinns des jungen Start-ups in Projekte des „Forum Prävention“ zur Bekämpfung von Abhängigkeitserkrankungen in Südtirol.